Die Zukunft rollt - mögliche Szenarien

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Artikel: Die Zukunft rollt - mögliche Szenarien

Wird Bikesharing als Teil des öffentlichen Nahverkehrs angeboten, kann der Umstieg aufs Leihrad erleichtert werden. Möglich ist die Einbindung des Bikesharings in die Apps lokaler Verkehrsunternehmen wie die MVGO oder ein Kontingent an Freiminuten in den Wochen- und Monatskarten.

Wenn bei der Planung von neuen Stadtviertel Bikesharing gleich mitgedacht wird, kann man auf Bedürfnisse der Bevölkerung eingehen und das Stadtbild besser gestalten. In bestehenden Stadträumen heißt es hingegen: Fahrräder brauchen Platz. Wo sich fahrradfreundliche Städte entwickeln wollen, braucht es mutige Entscheidungen, die auch in bestehende Strukturen eingreifen.

In einigen Städten wird derzeit mit Hilfe von Leihrädern geforscht. Mit Sensoren ausgestattet erfassen sie Daten aus dem Stadtraum, wie zum Beispiel zur Luftqualität oder Straßenschäden.

Besonders im städtischen Umfeld lassen sich daraus wertvolle Informationen gewinnen, um gezielte Maßnahmen zur Verbesserung der Luftqualität zu setzen. Fahrräder bewegen sich auf unterschiedlichen Routen durch eine Stadt und eignen sich dadurch hervorragend zur Erfassung von Luftgütedaten.  In den Niederlanden wurde dies bereits erprobt. In Utrecht sind bereits Räder im Einsatz, die mit Sensoren die Luftqualität in den Stadtvierteln tagesaktuell messen. Diese Informationen helfen der Stadtplanung, damit schnell gezielte Maßnahmen z. B. zur Verbesserung der Luft ergriffen werden können.

Weitere Analysen hinsichtlich der Nutzung von Radrouten und darauffolgend der Optimierung des Radwegenetzes sind ebenso denkbar. Künftig können Fahrräder also nicht nur das Mobilitätsbedürfnis abdecken, sondern auch wichtige, tagesaktuelle Daten und Analysen für eine nutzungsorientierte Stadtentwicklung liefern.


Bikesharing + öffentlicher Personennahverkehr = Mobilitätswende?

Wege Bikesharing

Bikesharing bietet den Anbietern und Nutzenden eine enorme Flexibilität, die in Kombination mit dem öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) besonders gut genutzt werden kann. Für Anbieter ist es leicht möglich, die Fahrräder dorthin zu verschieben, wo sie je nach Tageszeit am meisten gebraucht werden. Für Nutzende liegt die Flexibilität darin, dass die Räder heutzutage nahezu überall ausgeliehen und zurückgegeben werden können. Um ein Überangebot zu vermeiden, regulieren Kommunen das Bikesharing-Angebot hinsichtlich der Anzahl der Räder oder der Abstellfläche, weswegen immer mehr Bikesharing-Anbieter mit dem ÖPNV zusammenarbeiten [1]. Diese Kombination ist vielversprechend, da die Räder aufgrund der hohen Flexibilität den Zugang zum ÖPNV erleichtern können. Sie reduzieren die Zeit zur nächsten Haltestelle oder von dieser zum Zielort, was den ÖPNV attraktiver macht [2]. Diese Erleichterung der Überwindung der sogenannten ersten oder letzten Meile kann eine Stellschraube für die Mobilitätswende sein [3]. Dies gilt insbesondere, wenn auch Pedelecs, also elektrisch angetriebene Räder, in das Leihsystem aufgenommen werden [4]. Diese können auch in hügeligem Gelände oder in Vororten dafür sorgen, den Weg bis zur nächsten Haltestelle zu ermöglichen oder die Zeit dorthin zu reduzieren. So ermöglicht die Kombination aus Bikesharing und ÖPNV eine aktive Mobilität, die die Chance hat, Emissionen aus dem Verkehr zu reduzieren. Diese Grafik zeigt die Nutzungsbereitschaft von 764 befragten Personen bezüglich des Bikesharing mit konventionellem Rad oder Pedelec ("E-Bike") 4. 29% können eine Teilstrecke ihres Arbeitswegs, 35%-52% kurze Freizeitwege mit Bikesharing zurücklegen. Der öffentliche Personennahverkehr kann diese Strecken erweitern und somit Mobilität ermöglichen.

[1] VDV (2020): Bike-Sharing-Projekte in Deutschland, online verfügbar unter: https://www.vdv.de/liste-bike-sharing.aspx, zuletzt geprüft am: 06.06.2022.[2] Geurs, K. T., La Paix, L., van Weperen, S. (2016): A multi-modal network approach to model public transport accessibility impacts of bicycle-train integration policies. In: European Transport Research Review 8 (4). DOI: 10.1007/s12544-016-0212-x.[3] Krauss, K., Scherrer, A., Burghard, U., Doll, C., Schuler, J., Niessen, P. (2021): Shared Mobility Facts. Wie lassen sich (geteilte) Mobilitätsdienste erfolgreich in kommunale Mobilitätssysteme integrieren - und wer nutzt sie? Fraunhofer ISI, Karlsruhe.[4] Krauss, K., Scherrer, A., Burghard, U., Schuler, J., Burger, A., Doll, C. (2020): Sharing Economy in der Mobilität. Potenzielle Nutzung und Akzeptanz geteilter Mobilitätsdienste in urbanen Räumen in Deutschland. Fraunhofer ISI. Karlsruhe (Working Papers Sustainability and Innovation, No. S 06/2020).


Quelle: Frauenhofer Institut